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Martin Meiswinkel
19. Januar 2019, 11:00 - 17. Februar 2019, 18:00

Neujahrsempfang und Ausstellungseröffnung
“Outa Bounds” Martin Meiswinkel im Kunstraum Tosterglope
Betritt man den Ausstellungsraum in Tosterglope, möchte man meinen, der Maler Martin Meiswinkel wandle auf den Spuren des Konstruktivismus. Nach geometrisch-technischen Gestaltungsprinzipien entwickelt er objekthafte Werke aus Farbflächen und linearen sowie kubischen Strukturen. Es dominieren die Farben Schwarz, Grau, Weiß und Braun. Bisweilen trägt der Künstler Farbflächen direkt auf die Wand auf, so dass der architektonische Raum den Malgrund für die collageartig aufgebrachten Objekt-Bildteile bildet. Auf diese Weise wird der architektonische Raum Teil des Bildraums und umgekehrt.
Konzeptualisten wie László Moholy-Nagy oder John Baldessari, ließen ihre Arbeiten häufig von Dritten fertigen. Sie beauftragten beispielsweise Mitarbeiter einer Papierfirma oder Amateurmaler, ihre Entwürfe mit einfachen Materialien aus der Industrie umzusetzen. Meiswinkel hingegen lässt das Material selbst arbeiten: Bereits existierende Objekte und Baumaterialien setzt er zu neuen Körpern zusammen und lässt auf diese Weise aus der Summe unabhängig entwickelter Baukörper ein neues Ganzes entstehen.
Wesentlich ist ihm dabei, der konstruktiven Ratio eine prozesshafte Arbeitsweise entgegenzusetzen. Vorzeichnungen oder Modelle dienen lediglich als Ausgangspunkt für einen Arbeitsprozess, der sich dem Material und dessen Eigenschaften anpasst bzw. unterordnet. Meiswinkel reagiert unmittelbar auf Angebote des Materials und vertraut hierbei auf seine eigene Wahrnehmung, Erfahrung und Intuition. Tradierte Materialien wie Ölfarben, Harze und Leime treffen auf Holzwerkstoffe, Pappe und Beton, einfache seriell angefertigte Industrieprodukte für die Bau-, Verpackungs- und Möbelindustrie. Die einzelnen Bauteile, oftmals verworfene Teile geplanter Arbeiten, bringen ihre eigene Vorgeschichte mit, die in das Zusammenspiel von Körper, Form und Grund eingreift.
Das jeweils entstandene Objekt ist also nicht technisch-rational umgesetzt, sondern ist Ergebnis einer lebensnahen, prozesshaften Entwicklung. Das Zulassen von Zufallsmomenten erlaubt und fordert geradezu, dass sich im Zusammenspiel von Material und Form ein Ausdruck formuliert, der über die statische Form hinausweist.
In der Auseinandersetzung mit Martin Meiswinkels Bildwelten stellen sich unwillkürlich die klassischen Fragestellungen der Malerei: Die Frage nach Beziehung von Figur und Grund, nach der Grenze zwischen Bildraum und Umraum oder nach dem Verhältnis von illusionistischer zu tatsächlich dreidimensionalen Räumlichkeit in Form und Farbe.
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